Mit der BK ins Gelände
- aber gut vorbereitet !
Etwas über das Trimmen
der MZ BK 350 für Leistungsprüfungsfahrten.
Wenn diese
Zeilen gedruckt werden, gehören die ersten Leistungsprüfungsfahrten dieser
Saison bereits der Vergangenheit an, und für die noch kommenden Läufe kann sich
jeder aus etwa 170 Motorsportterminen die günstigsten heraussuchen.
Im VEB
Motorradwerk MZ Zschopau laufen immer wieder Anfragen ein, wie die BK 350 für
Leistungsprüfungsfahrten hergerichtet werden kann. Viele Sportfreunde wenden
sich auch mit diesem Anliegen an den "Illustrierten Motorsport", und
da wir allen BK-Besitzern, die mit ihrer Maschine an Leistungsprüfungsfahrten
teilnehmen wollen, helfen möchten, sollen im folgenden alle MZ BK
350-Geländefahrer mit den in der Versuchsabteilung des Motorradwerkes Zschopau
durchgeführten und erprobten Verbesserungen am Motor und am Fahrgestell der BK
350 für den Geländeeinsatz bekannt gemacht werden.
Verschiedenes
wollen wir jedoch vorausschickend bemerken: Bei allen Arbeiten, die eine Steigerung
der Leistung und der Fahreigenschaften anstreben, soll man sich vor Augen
halten, daß am Motorrad e i n e
Veränderung gleich drei bis andere nach sich zieht. Zum Beispiel muß einer Erhöhung der Leistung des Motors
unbedingt
eine Verbesserung des Fahrwerkes folgen. Das ist
übrigens ein Grund, warum Motorradfabriken zwar eine Type laufend verbessern,
aber bei einer gewissen Grenze aufhören und dann eine Neuentwicklung
herausbringen.
Im Gelände
hat es keinen Zweck, mit einem auf höchste Spitzenleistung frisierten Motor
anzutreten, der im unterem Drehzahlbereich kein ausreichendes Drehmoment
aufweist und aus Schlamm und
Geröll an
Steigungen nicht wegzieht. Eine für den Geländesport anzustrebende
Leistungssteigerung des Motors muß sich deshalb über
den gesamten Drehzahlbereich erstrecken und darf nur soweit getrieben werden, daß diese Leistung im Gelände auch auf den
Boden
gebracht werden kann. Das betrifft:
1. Die
Möglichkeiten, die von der konstruktiven Auslegung des
Fahrgestells geboten werden.
2. Die
Festigkeit und Widerstandsgröße gegenüber Beanspruchungen
des Trieb- und Fahrwerkes.
3. Die Sorge,
daß das Motorrad unkompliziert bleibt, handlich und
wendig zu fahren ist und bei Pannen im
Gelände gut zugänglich
bleibt - des Zeitmangels wegen!
Diese
grundsätzlichen Bemerkungen müssen beachtet werden, genauso, wie beim
Herrichten nur beste handwerkliche Qualitätsarbeit geliefert werden darf. Wir
möchten hierbei daran erinnern, daß der Bruch von
einfachen 6-mm-Schrauben schon zum Ausscheiden aus siegversprechenden
Positionen bei Rennen führten.
Der Motor
Bevor man mit
der Leistungssteigerung beginnt, fertigt man sich eine Gradscheibe von etwa 200
mm Durchmesser an, die an der Lichtmaschinenankerschraube befestigt wird. Ein
Draht oder eine spitz zugefeilte Blechzunge wird an
einer Motorbefestigungsschraube angebracht und die Spitze auf die Gradscheibe
gebogen,
und nun
können die Steuerzeiten genau gemessen werden. Solch eine Gradscheibe ist immer
nützlich und arbeitet viel genauer, als man es mit einer Tiefenlehre schafft.
Mit der
Veränderung der Steuerzeiten des Z y l i
n d e r s beginnen die Arbeiten am Motor.
Serienmäßig Nachgearbeitet
Einlaß mit
120° Kurbelwinkel 130° KW
Voreinlaß
Einlaß ohne
104° "-" 110°
KW
Voreinlaß
Spülen 113°
"-" 113° KW
Auslaß
136° "-" 138-140° KW
Um eine
Senkung der Strömungswiderstände zu erreichen , wird
der
Steg im Einlaßkanal entfernt. Nur oben wird eine Nase mit
r~4mm stehen
gelassen, damit der unterste Kolbenring bei der auf-
und
abgehenden Kolbenbewegung nicht einhakt. Das untere Ende des
Einlaßkanals wird nachgefeilt, so daß ein Steuerwinkel von 130° erreicht wird. Ebenso setzt
man die seitlichen Partien tiefer, so daß dort der Einlaßsteuerwinkel 110° beträgt (siehe Skizze "Einlaßschlitz"). Beim Zylinderaufschieben muß dann Obacht gegeben werden, daß
die Kolbenringe mit dem Stoß nicht n daß Fenster
einhaken, gegebenenfalls müssen sie etwas eingedrückt werden.
Am Spülschlitz
ist schlecht etwas nachzuarbeiten. Wir lassen es so, wie wir es vermessen
haben. Keinesfalls ist der Steuerwinkel größer zu machen. Der Bestwert liegt
bei etwa 110° Kurbelwinkel.
Ist er normal
schon etwas größer, was oft der Fall ist, so müssen wir einen geringen
Kraftstoffmehrverbrauch in Kauf nehmen. Auch den Spülkanal verändern wir in
seiner Größe nicht.
Neben
diesen maßlich
genau festgelegten Arbeiten macht es sich jedoch weiterhin bezahlt, alle Kanäle
sauber zu verputzen, zu glätten, um allen Kanten, Wölbungen und Ecken den
Strömungswiderstand gegenüber dem Spülstrom des Kraftstoff-Luft-Gemisches zu
nehmen. Besonders muß dies bei den Spülkanälen beim
Übergang vom Kurbelgehäuse in die Zylinder beachtet werden.
Als nächstes
nehmen wir den Z y l i n d e r k o p f
in Arbeit.
Die
Zylinderkopfdichtung wird weggelassen und am Kopf etwa 0,5 bis 1,0 mm der
Dichtfläche weggedreht, so daß wir auf einen
Verdichtungsraum von etwa 29 ccm kommen. Das entspricht dann einem
Verdichtungsverhältnis von 1:6,9. Über 1:7 soll man bei
normalen Kraftstoff nicht gehen. Die Dichtung ist weggefallen, und jetzt
ist natürlich die Kopf- und Zylinderdichtfläche gut anzupassen, am besten durch
reiben der beiden Teile aufeinander unter Zugabe von Schmirgelpaste. Wenn weiterhin
der Kolben eine Übergröße hat oder der Zylinderkopf versetzt ist, muß darauf geachtet werden, daß
der Kolben nicht seitlich am Zylinder kopf anstößt. Allerdings soll man am
besten außer dem Weglassen der Dichtung auf andere Arbeiten verzichten und die
eventuelle Leistungssteigerung zugunsten der Klingelfestigkeit unterlassen.
Die lichte
Weite der S a u g r o h r e wird mit einem Rotor-Fräser auf 22-23 mm
durchgehend erweitert . Natürlich darf man auch hier
nicht übereilt arbeiten, damit man nicht in der Winkelkrümmung bzw. an der
Eindrehung am Vergaserstutzen durchstößt. Eine saubere Oberfläche im Inneren
der Saugrohre ist vorteilhaft.
Die
beiden V e r g a s e r behalten ihre serienmäßige Einstellung. Nur
in Ausnahmefällen ist eine Korrektur der Düsennadel in der Höhe oder Tiefe
vorzunehmen.
Die
serienmäßige Einstellung ist folgende:
IFA BVF NB
22, Lufttrichter 22 mm, Hauptdüse 95, Leerlaufdüse 030, Nadeldüse 67,
Nadelposition III, Leerlaufluftschraube 2 bis 2,5
Umdrehungen,
Gasschieber-Ausschnitt 14, Schwimmerstand 21,5 mm, Schwimmergewicht ohne Nadel
8,5 g.
Die Z ü n d u n g
behält ebenfalls ihre serienmäßige Einstellung, 3,0 bis 3,5 mm vor o.T. bei voll geöffneten Fliehgewichten. Der Kontaktabstand
ist mit 0,4 mm auf dem höchstem Unterbrechernockenpunkt genau einzustellen. Von
mehr Vorzündung ist abzuraten, sie führt nur zu Kolbenklemmern, und die geringe
Kühlluftgeschwindigkeit im Gelände begünstigt dies außerdem. Als Zündkerzen
sind am besten Isolator M14/225, im schweren Gelände
Isolator M14/240
zu wählen.
Ein sehr
wichtiges Element beim Herrichten der MZ BK 350 für den Geländeeinsatz ist die
Veränderung der A u s p u f f a n l a g e.
Nicht nur
wegen der Leistungssteigerung im mittlerem Drehzahlbereich, sondern auch um die
BK 350 im Gelände handlicher und wendiger zu machen. Wie im Anfang schon
erwähnt, zieht diese eine Veränderung andere nach sich (Batterie und
Vergaserraumdeckel).
Die
serienmäßigen Schalldämpfer werden über die Hinterradfederung verlegt, wodurch
wir mehr Bodenfreiheit erhalten. Weil die Auspuffrohrlänge durch den Bogen zu
den hochgelegten Schalldämpfern zu groß wird, muß
jetzt ein Vorschalldämpfer dazwischengeschaltet werden. Das Volumen dieses
Vorschalldämpfers muß mindestens 1,25 Liter betragen.
Die mittlere gestreckte Rohrlänge
der
Auspuffrohre zwischen Zylinder und Vorschalldämpfer ist auf
585 bzw. 615
mm festgelegt (siehe Skizze der Auspuffanlage).
Die
serienmäßigen Auspuffrohre mit einer Länge von 485 bzw. 515 mm
werden dabei
um ca. 100 mm verlängert und erhalten am Ende eine
entsprechende Krümmung. Aber bitte beim Zusammenschweißen Dichtung und die
Mutter zum Befestigen des Rohres am Zylinder nicht vergessen! Diese Rohre ragen
dann in den Vorschalldämpfer hinein.
Die
Verbindung zwischen Vor- und Hauptschalldämpfer besorgt eine einfache
Rohrkrümmung. Zur Stabilisierung der gesamten Auspuffanlage werden die beiden
Hauptdämpfer am Ende an den 8-mm-Gewindebolzen durch einen Steg verbunden (an
den auch das Katzenauge montiert werden kann). Die Geländeauspuffanlage ergibt
neben der größeren Bodenfreiheit eine etwas bessere Geräuschdämpfung und im
mittlerem Drehzahlbereich eine Steigerung des Drehmomentes.
Mit der
Veränderung der Auspuffanlage muß links der Kasten
für Batterie und Werkzeug verschwinden. Wir setzen deshalb die Batterie auf das
Getriebe an den Platz, wo normal die Luft für die beiden Vergaser eintritt. Aus
Stahlblech biegen wir uns einen Winkel, der unten sauber das Getriebegehäuse
öldicht verschließt, den Vergaserraum luftdicht abschließt und den Haltebügel
für die Batterie trägt. Hier ist ebenfalls saubere Arbeit zu empfehlen, damit
die Sache auch äußerlich einen schönen Anblick bietet. Gleichzeitig mit der
Batteriebefestigung müssen wir jetzt für guten Lufteintritt für die Vergaser
sorgen.
Der V e r g a s e r d e c k e l wird neu gestaltet.
Die
Luftfilterpatrone und die zwei Gummidecken werden aus der Eindrehmulde
entfernt. Aus Leichtmetall drehen wir einen etwa
30 mm hohen
Ring, der in seiner Bohrung, auf einem Auflagering, die Luftfilterpatrone aufnimmt.
Der 30 mm hohe Ring wird so gefeilt, daß er mit der
Unterkante auf den Vergaserraumdeckel gut paßt, und
mit der Hinterkante des Deckels gerade abschneidet, so daß
er ringsherum einwandfrei luftdicht verschweißt werden kann.
Danach
brechen wir die Wandung des Deckels innerhalb der
Ringe heraus, damit die Luft durch die BK-Luftfilterpatrone zu den Vergasern
dringen kann. Die Patrone magern wir um zwei bis drei Lagen ab, damit der
Unterdruck im Vergaserraum noch mehr gemindert wird. Die BK-Luftfilterpatrone
halten wir mit zwei Bajonettverschlüssen fest. Ebenso wie die
BK-Luftfilterpatrone eignet sich ein F-9-Luftfiltereinsatz zum Einbau, er ist
nur etwa 15 mm stärker.
Den
serienmäßigen Luftschlitz, über dem jetzt das Filter sitzt,
müssen wir
ebenfalls dicht machen. Am besten durch eine Gummi-platte, die sich beim
Festziehen des Vergaserraumdeckels einklemmt, oder durch Aufschweißen und
anschließendes Planen der gesamten Dichtfläche.
Durch all
diese Veränderungen ist die Haltewarze für die hintere Deckelschraube
verschwunden. Diese Warze wird durch einen von innen eingeschweißten Quersteg
mit einer Bohrung in der Mitte ersetzt. Nach dem Öffnen der Patrone kann man
dann zu dieser Verschraubung gelangen. (Ein Hinweis: Beim Anpassen des neuen
Filters ist darauf zu achten, daß der Benzinhahn
nicht in den Weg kommt, denn der müßte dann versetzt
werden, was eine Schweißung am Tank bedeutet!)
Ebenfalls ist
das Loch für die Benzinleitung nach vorn zu rücken bzw. aufzubohren, denn durch
die Neuanbringung des Luftfilters ist der Öffnung für den Benzinschlauch nun
nur noch wenig Platz geblieben.
Dies sind die
wichtigsten Arbeiten am Motor der MZ BK 350.
Im
Zusammenhang damit müssen jedoch auch am Fahrgestell einige Veränderungen
angebracht werden.
Das Fahrgestell
Beginnen wir
mit dem Vorderradkotflügel: An der Telegabel wird das Vorderradschutzblech bis
etwa 100 mm unter die untere Gabelhalterung gesetzt. Das Schutzblech wird durch
die Streben an Schellen festgehalten, die die Gabelrohre umschließen. Ebenfalls
müssen dann vom Schutzblech zu den Klemmschrauben Blechstege gezogen werden,
damit es auch von oben Halt bekommt. Der große Schmutzschutzschweif am unterem Ende des Schutzbleches wird in Höhe des
Lichtmaschinendeckels abgeschnitten. An der Stelle dieses weggeschnittenen
Bleches kann ein Leder- oder Gummilappen angebracht werden. Ebenfalls empfiehlt
sich die Verstärkung des oberen Dreieckverbindungsstückes zwischen dem
Steuerkopf und dem Gabelende durch einen umlaufenden Steg. 4-mm-Blech leistet
dazu gute Dienste, um dieses im Gelände stark beanspruchte Stück zu verstärken.
Der Lenker
erhält die Form des heute gebräuchlichen Moto-Cross-Lenkers. Das hat den
Vorteil, daß man aufrecht sitzend und auch stehend
fahren kann, dadurch die Maschine wesentlich besser beherrscht und eine
Ermüdung bei langen Strecken langsamer eintritt. Die Lenkerbreite soll etwa 680
mm (normal) betragen, die neue Höhe über der Befestigung an der Gabel etwa 140
mm.
Dies sind
aber nur Richtwerte, im einzelnem muß das den
körperlichen Proportionen angepaßt werden. Ein
Querrohr zwischen
den
hirschgeweihähnlichen Lenkerenden gibt dem Lenker die notwendige Stabilität.
Das hintere
Schutzblech wird ebenfalls abgeschnitten, um das Rad bei Reifenpannen schnell
aus dem Fahrgestell demontieren zu können. Außerdem setzt sich dadurch bei
Schlammstrecken kein Schmutz an. Das Abschneiden erfolgt in Höhe der neubefestigten Auspuffanlage. Das Nummernschild befestigen
wir darüber mit einem in Dreiecksform gehaltenen Profilblech (Maße:
100*120*100), das gleichzeitig für die hintere Ersatzschlauchtasche die Auflage
bildet. Die Beleuchtung des neuen Nummernschildes erfolgt von unten.
Bekanntlich
zeigen die Kennlinien einer ungedämpften Federung - grafisch dargestellt - sehr
spitze Zacken. Beim Fahren macht sich dies in einer relativ geringen
Bodenhaftung der Räder im Vergleich zur gedämpften Federung bemerkbar. Es
werden deshalb beiderseitig Ölstoßdämpfer an die Hinterradfederung der BK
angebracht. Die Federungskennlinien werden auf diese Weise geglättet und die Federung
ist geschmeidiger Als untere Befestigung wählt man die Warzen für die
Soziusfußrasten. Oben werden die Dämpfer an den Klemmschrauben der Führungen
der Hinterradfederung durch Stahlblechstege von 5 mm Stärke gehalten.
Äußerlich
auffallend ist ebenfalls die Anbringung der Sturzbügel, die so gebogen sein
müssen, daß Zylinder und Kerzen beim Stürzen nicht
beschädigt werden. Ebenfalls müssen sie so weit vorstehen, daß
Fußbrems- und Schalthebel innerhalb eines toten Winkels liegen. Beim Betätigen
des Schalt- und Fußbremshebels darf die Fußspitze nicht an die Sturzbügel
anstoßen, sonst können sehr kritische Situationen entstehen.
Dies wären
die wichtigsten Details. Kleinigkeiten, wie doppelte
Drahtzüge,
Wickelgasdrehgriffe, bequeme Rasten und Fußhebel usw.
sind
selbstverständliche Voraussetzungen, ebenso wie saubere handwerkliche Arbeit.
Wir sind
sicher, daß es alle Motorsportanhänger erfreuen wird,
wenn neben den schmucken Geländemaschinen des MZ-Rennkollektivs Zschopau
weitere saubere MZ BK 350 zu Geländeveranstaltungen auftauchen: die äußerlich
viel versprechen und durch gute Leistung noch mehr halten.
Peter Ficker