Eine Leidenschaft für's
ganze Leben...
Die
nicht alltägliche Geschichte mit und von
Uli
|
 BK im Erzgeb..jpg |
Liebe Freunde der BK,
an dieser Stelle möchte ich meine Geschichte mit der BK, und auch ein paar
Geschichten über die BK aufschreiben und in stark gekürzter Form zu Papier
bringen.
Meine erste Begegnung mit der Zschopauer Lady hatte ich Ende der siebziger Jahre
in meiner Heimatstadt Dresden, als ich 15 war und begann, mich etwas für
motorisierte Fahrzeuge mit zwei Rädern zu interessieren. Ein Nachbar schob
manches Wochenende aus einer dunklen Garage ein Motorrad mit Beiwagen heraus um
es, nein, nicht zu fahren, sondern zu pflegen! Nachdem das herrliche,
maronfarbene Gespann versorgt war, verschwand es wieder in dem Verließ. Ich kann
mich nicht entsinnen, jemals dieses Motorrad fahren gesehen zu haben!
1980 erlangte ich den Einser Führerschein, um ab dem 1.09.1980 den Dresdner
Straßenverkehr mit einem Tschechischen Motorroller Tatran 125 (welcher für mich
das erschwingliche Fahrzeug, und auch nicht so schlecht wie sein Ruf war) etwas
unsicherer zu machen.
Und hin und wieder stand doch Sonntags wieder dieses Beiwagen-Motorrad
draußen... Was war das eigentlich für ein Fabrikat? Das sah ja mit seinen
Schwingsitzen und Fischschwanz-Auspuffen so uralt aus! Jedoch war es tiptop in
Schuss, nicht verbastelt, alles scheinbar so wie es die Fabrik verlassen hat,
was sich später ja auch herausstellte. Ein einmaliges Stück. Also wurde zu dem
Besitzer Tuchfühlung genommen. Er erzählte mir dann auch alles über die
Maschine, dass sie sein Vater gekauft hat und er aber nach seinem Tod mangels
Führerschein nicht fahren kann. Nun hebt er das Motorrad für seinen Sohn auf,
damit er damit schüren könne.
Nun erfuhr ich erst, dass es sich um eine IFA-MZ BK 350 mit Wünsche- Seitenwagen
handelte! Ein Motorrad, gebaut in Zschopau, einstmals die größte
Motorradschmiede der Welt mit dem Beiwagen aus dem kleinen, in Pirna- Copitz
ansässigen Karosseriebetrieb von Walter Wünsche, dem Vater des bekannten
DKW-Werksrennfahrers Siegfried Wünsche, welcher von 1933 bis nach dem Krieg noch
in Ingolstadt für die Marke Rennen absolvierte!
Ein bildschöner Beiwagen war das. Aus teilweise lackiertem, teilweise poliertem
Aluminium mit einem Holzboden und mehr Platz als der Stoye! Und diese
"Schnauze"! Die sah richtig aggressiv aus! Das Heck war mit aufs Aluminium
polierten Rosetten verziert. Der Kotflügel machte seiner Bezeichnung alle Ehre
und darunter schaute, aufs Rad gesteckt, eine polierte Aluradkappe mit dem
Firmenemblem "Wünsche" hervor. Für mich gibt es bis heute keinen schöneren
Beiwagen als diesen!
Nachträglich wurden am Bike nur der Seitenwagen, ein kleines Windschild, der
Gepäckträger, Sturzbügel, Bezüge der Schwingsattel nachgerüstet und die
Hexennase wich einem, selbst aus dem noch durch die offene Grenze erreichbaren
Westen Deutschlands eingeführten, Hella-Rücklicht. Zu guter Letzt hat man dem
Gespann noch eine Blinkanlage in Form der alten Ausführung der
Lenkerendenblinker am Motorrad und auf dem Kotflügel des Wünsche gegönnt.
Die Jahre gingen ins Land, der Tatran wich einer MZ ES 150, die Mädchen wurden
interessanter und meine Berufsausbildung erforderte längere Abwesenheit von
Dresden. Aber bei Wochenendbesuchen stand da manchmal...Na, das weiß man ja nun.
Bei einem, inzwischen regelmäßig gewordenen Gespräch mit dem Besitzer der BK
erzählte er mir beiläufig, dass sein Sohn bald den Mopedschein machen wolle, und
er sich dann ein S50 zulegen möchte. Das sollte finanziert werden durch... DEN
VERKAUF DER BK! Sie sollte zum Preis von 1000,00 Mark (der DDR) in gute Hände
abgegeben werden. Sofort schrillten alle Alarmglocken in mir. DIE MUSST DU DIR
SICHERN!
Das teilte ich dem Herren dann auch irgendwie in höfliche Worte gefasst, mit.
Wir wurden uns auch schnell einig, Ich hatte seiner Meinung nach also "gute
Hände". Das Problem war nur, dass mir als Lehrling der Zaster fehlte und ich
nicht alles auf einmal zahlen konnte. So bekam der Nachbar 400 Mark, der Rest in
monatlichen Raten zu 50 Mark. Akribisch auf einem Dokument geregelt.
Nun war ich stolzer Besitzer eines IFA BK 350-Gespann, Baujahr 1955 mit 27 000
Kilometern auf der Uhr, geworden. Nun erschloss sich mir eine andere Welt! Bis
heute werde ich das Gefühl nicht vergessen, was sich bot. Die BK war damals in
der DDR schon ein Exot, und immer war ich mit dem Gespann neugierigen Blicken
ausgesetzt. Viele Fragen mussten beantwortet werden.
Zu dieser Zeit zog ich beruflich aus der elterlichen Wohnung in ein kleines Dorf
am Rande Dresdens um. Das war für das Gespann die erste Bewährungsprobe. Das
Umzugsgut wurde im und auf dem Seitenwagen verstaut.
Zu Fahrten in die nähere Umgebung konnte man ja nun zwei Kumpels mitnehmen und
für eine Menge Gepäck war auch Platz. So ging es oft in die Sächsische Schweiz,
ins Osterzgebirge oder in die CSSR. Das Gespann wurde keineswegs geschont,
jedoch auch nicht geschunden. Ich legte damals schon großen Wert darauf, dass es
in einem guten Pflegezustand bleibt und nicht verbastelt wird. Es dankte mir es
mit stets pannenfreien Fahrten im Sommer und natürlich auch im Winter, der ja,
je mehr Schnee es gibt, ein Eldorado für Gespannfahrten abgibt. Aus dieser Zeit
existiert noch ein 8mm-Schmalfilm in Farbe, der nach 20 Jahren kürzlich bei
einem verschollen geglaubten Freund auftauchte.
Einmal kaufte ich für 250 Mark noch eine zweite Maschine mit einem Handwagen
voller Ersatzteile. Das waren noch Zeiten! Dieses Motorrad wurde von mir als
Bastelobjekt missbraucht. Da ja am Gespann das Sinnlose Schrauben tabu war und
Pannen noch nicht auftraten, war ich mit der tiefgründigen Technik noch nicht so
vertraut. So passierte es an dem inzwischen blau mit goldenen (!) Rädern
lackierten Zweit- Bike schon mal, dass zum Beispiel beim Kardanzusammenbau der
zweiteilige Ring auf der Ritzelwelle vergessen wurde! Die Folgen waren
verheerend, wie sich jeder denken kann. Aber es war genügend Ersatz da.... Und
außerdem passiert einem so ein Fehler nur einmal. Lange besaß ich diese BK
jedoch nicht, für 350 Mark wechselte sie den Halter.
Ein großes Problem im Leben des Besitzers eines 19zöllig bereiften Motorrades
waren zu späteren DDR-Zeiten das Beschaffen neuer Pneus. Man war immer auf der
Jagd nach diesem Konsumartikel, immer ohne Erfolg, denn diese Reifengröße wurde
nicht mehr hergestellt. Denn als sich die Reifenwerke Heidenau, Riesa und
Fürstenwalde zum VEB Pneumant zusammenschlossen, erachtete man es als unwichtig,
solche Reifen noch zu produzieren. Ich fand dann mal im Lager der Werkstatt in
meinem Betrieb in der hintersten Ecke fünf neue Reifen 3.25x19 von schon längst
nicht mehr existierenden Dienst- Touren- AWOs. Natürlich lagen die eine Stunde
später ganz woanders!
Das Reifenproblem bekam ich einige Zeit vorher empfindlich zu spüren! Mit der BK
kam ich in eine Verkehrskontrolle der Deutschen Volkspolizei. Nach der
obligatorischen Musterung meiner Erscheinung und der Kontrolle der Papiere,
wurde die Bereifung geprüft und für nicht verkehrssicher befunden. Aus heutiger
Sicht vielleicht verständlich, aber es gab nun mal keinen Neuen! Da auch noch
die "Lichtaustrittsöffnung des Rücklichts viel zu klein" war, war ich natürlich
flügge! Es gab die gefürchteten Stempel in die Fahrerlaubnis und zwar in
Maximalausführung! Und die Auflage, "die Missstände abzustellen und das Fahrzeug
bei den staatlichen Organen wieder vorzuführen". Das habe ich bis heute jedoch
nicht getan. Vielleicht war die strenge Überwachung des Rücklichts auch ein
Grund dafür, dass diese so oft von den Besitzern älterer Fahrzeuge auf Größere
umgerüstet wurden.
Irgendwann arbeitete ich für kurze Zeit im Zentralinstitut für Kernforschung
Rossendorf (jawohl, höchste Sicherheitsstufen! Hoffentlich ist nichts
zurückgeblieben). Da lernte ich einen der dortigen Wächter kennen, einen
Rentner, der noch stundenweise Dienst schob. Auch wieder wegen der BK! Er sah
mich mit dem Gespann und sprach mich an, er hätte vor vielen Jahren eine D-Rad
R9 gefahren. Die wäre schon lange in irgendeinem Steinbruch gelandet, er hat
aber noch seine Lederkombi aufgehoben. Wenn sie mir passen würde, täte er sie
mir schenken. Da der Mann die selbe Statur wie ich hatte, und die Kombi
zeitmäßig was ganz uriges sein musste, wollte ich die unter allen Umständen
haben. Und tatsächlich: eine braune Lederkombination in sehr guten Zustand
(Jacke und Stiefelhose) aus den 30er Jahren wechselte den Besitzer! Ab sofort
hatte ich, wenn ich in dieser Anzugsordnung und mit dem "Eierschalenhelm" mit
der BK auftrat, einen damals, auch in der DDR noch nicht so explosiven,
Spitznamen weg... Ich sah aus, wie einer von den "Kettenhunden" (Kradmelder bei
der Wehrmacht).
Für Sommerreisen mit der Freundin wurde die BK natürlich auch benutzt. Sie war
mit einem Autobahnschnitt von 90 km/h im vollbeladenen Zustand zu damaliger Zeit
keineswegs ein Verkehrshindernis!
Das Sommerreiseziel Nummer eins in der Hitliste der DDR-Bürger war natürlich die
Ostsee. So ging es also jedes Jahr mit der kompletten Campingausrüstung in
Richtung Norden. Ich kann mich an keine Pannen entsinnen, sieht man von den
häufig ausgerissenen Speichen ab. Einmal hatte ich eine Begegnung an der
Autobahntankstelle in Michendorf mit Peter Mayer von den Puhdys, der neben mir
seinen blauen Volvo 244 betankte. Er musterte mein Motorrad ausgiebig! Ein
Gespräch kam aber nicht zustande.
Weiter ging es dann meist über die F 96, diese Strecke kannte ich aus dem effeff.
Auf den Campingplätzen war einer der Mittelpunkte für diverse Herrentreffs immer
meine BK. Die IFA-Embleme am Tank waren auch zu DDR-Zeiten wenig bekannt...
Einmal hatte ich aus irgendwelchen Gründen, die nur Halbwüchsige verstehen, die
IFA-Embleme am Tank mit selbstgebastelten BMW-Plaketten überklebt. Bei meiner
Sonntagabendlichen Fahrt von Dresden an meinen Arbeits- und Wohnort bei Stolpen
benutzte ich die Pillnitzer Fähre, die doch einige Kilometer einsparen ließ. Auf
den letzten Metern vor der Landungsbrücke kamen ein paar ziemlich fidele Herren
angehetzt. Wieder mal war die BK der Grund ihrer Aufregung. Sie saßen in einem
nahen Biergarten und hatten die BMW-Embleme am Tank gesehen, und dabei gewettet,
ob das Bike wirklich ein Produkt dieser Firma sei oder doch nicht. Noch auf der
Fähre, die inzwischen angelegt hatte, zahlten sie gegenseitig die Gewinne bzw.
Einsätze! Die Tankplaketten kamen nach diesem Vorfall wieder runter. Auffallen
um jeden Preis wollte ich nun doch nicht.
Und noch eine Episode die in dieses Thema passt, fällt mir ein: auf der
Rückfahrt von der Insel Usedom musste in Anklam ein Tankstop eingelegt werden.
Also stellte ich mich in einer langen Schlange an. Es war eine Tanke mit nur
einer Zapfsäule und Bedienung. Als ich endlich dran war, stellte der freundliche
Tankwart die Gemischsäule auf Benzin ohne Öl und wollte das der BK verabreichen!
Ich ging sofort dazwischen. Er glaubte tatsächlich, dass dies ein Viertakter
sei. Ich durfte dem Herren erst einmal Nachhilfe im DDR-Motorradbau geben, im
Endeffekt war der ziemlich von den Socken, solche Bildungslücken zu haben.
Im selben Urlaub auf einem Zeltplatz auf Usedom, inzwischen wieder mal ledig und
mit einem Kumpel unterwegs, sorgte wieder die BK dafür, neue Kontakte zu
knüpfen. Motorradfahrer aus Flöha interessierten sich zuerst für das Gespann,
dann auch für uns. Und so wurden alle Unternehmungen zusammen geplant und
ausgeführt. Heute kann ich mich noch an ein Open- Air Konzert der Gruppe "Winnie
II" in Zinnowitz erinnern, bei dem wirklich die Post abging!
Abschließend bekamen wir eine Einladung zu einem Fest, welches wenige Wochen
später im August in Flöha stattfinden sollte. Dankend wurde angenommen.
Natürlich brachte mich und meinen Kumpel die BK ohne Zwischenfall nach Flöha.
Die Fete war ein Knaller, wovon man heute noch spricht. So hatte sich ein in der
Nähe des Festzeltes weidendes Schaf losgerissen und in dieses verirrt, und ist
in seiner Angst in den Superelastik-Seitenwagen des ES 250/2 Gespanns eines
Freundes, was im Festzelt stand, gesprungen! Von dort rührte es sich nicht mehr
weg! Erst mit vereinten Kräften und viel Hallo gelang es uns schließlich doch
noch, das Tier aus dem Beiwagen und wieder in die freie Wildbahn zu bekommen.
Mit dieser Clique besuchte ich auch oft die Enduro- Meisterschaft "Rund um
Zschopau", was immer ein Erlebnis war. Dieses in den 50ern geborene, und damals
stark von der BK geprägte Event hat bis heute überlebt und erfreut sich nach wie
vor sehr großer Beliebtheit.
An einem dieser Wochenenden, es war genau am 24. August 1984, lernte ich auf
einer Disco ein sehr hübsches Mädchen kennen! Das ist ja an sich nichts weiter
Besonderes, aber diese junge Dame sollte zwei Jahre später meine Gemahlin
werden! Und das ist sie bis heute auch geblieben. Wäre ich nicht mit der BK,
dann wäre... Oder doch nicht... Einen gewissen Anteil daran hat die BK für mich
schon!
Der Umzug von Dresden zu meiner damals Noch-Freundin in ein Dorf im Bezirk
Karl-Marx-Stadt erledigte diesmal nicht mein Gespann, sondern mein Vater mit dem
Moskwitsch 408 und einem Anhänger HP 300. Meine BK brauchte nun ein neues
Kennzeichen! Auf dem Volkspolizei-Kreisamt in Flöha musste ich das Dresdner
Kennzeichen RW 27-70, welches noch ein altes aus den 50ern war und sich noch
stark von den neuen Schildern unterschied, leider abgeben. Eigentlich wollte ich
es gern als Souvenir aufheben. Aber da half auch kein Bitten. Der Sheriff blieb
Deutsch-Bürokratisch hart.
Viele herrliche Urlaubsfahrten hat uns Beiden unser Motorrad geboten. Ob Ostern,
Pfingsten oder im Sommer, immer wurde die Campingausrüstung verladen und die,
jawohl, landschaftlich schöne DDR bereist.
Einmal passierte es nun doch: das Getriebe ließ sich nur noch zwischen zwei
Gängen schalten! Für mich war es der Gau, denn Pannen kannte ich bis jetzt
wirklich nicht. Immerhin erreichten wir noch den heimischen Hof. Die Ursache war
nach dem Öffnen des Getriebes auch schnell gefunden und behoben. Die
Schaltklinkenfeder war gebrochen. Ersatz war da, also auch das kein Problem.
An einem Tag, als wieder mal der Tank leer war und die Tankstelle in
Augustusburg angefahren wurde, trat der hinter mir in der Wartereihe stehende
PKW-Fahrer auf mich zu und sprach mich an. Er interessierte sich, nein diesmal
nicht sosehr für meine BK, sondern nur für das daran montierte Hella-Rücklicht!
Es war die gleiche Größe und Bauart wie das kombinierte Brems-Rücklicht in der
kleinen, ovalen Form wie wir es für IFA und MZ-Motorräder kennen. Ich glaube der
Hersteller dessen war FER- Fahrzeugelektrik Ruhla. Nur das aufgesetzte
Bremslicht war runder. Er war auch Oldtimer Fan und hatte unter anderem eine
BMW, ich glaube eine R35 war es, und hatte nun DAS ultimative Zubehör gefunden!
Er bot mir im Tausch gegen dieses Teil ein neues, wie eben erwähnt aus
DDR-Produktion und einen Wertausgleich in Form von 50 DDR-Mark und 15 West-Mark
an. Er gab mir Bedenkzeit und seine Adresse. So kam dann die BK zu ihrem neuen
Rücklicht...
Langsam begann für uns die Zeit der Entscheidungen: wir wollten lieber ein Leben
im Westen aufbauen, Nachwuchs meldete sich an, und alles das wollte auf diese
grundlegenden Änderungen vorbereitet und eingerichtet sein! Das betraf auch
meine geliebte BK!
Seit etwa zwei Jahren hatten wir die Ausreise in die BRD beantragt und langsam
merkte man, dass sich etwas bewegt. Man hatte da einen Instinkt aufgebaut, der
sich jetzt anfing zu melden. Die BK durfte aber nicht in der DDR zurückbleiben!
Also schrieb ich, naiv wie man in seiner Jugend ist, an das
Außenhandelsministerium der Deutschen Demokratischen Republik einen Brief in dem
ich alles ganz konkret darlegte. Jeder kann sich vorstellen, dass so ein
Ersuchen abgelehnt wird! Also blieb mir nichts Anderes übrig, als das Gespann zu
verkaufen.
Es wurde inseriert und bald darauf erschienen zwei Herren, aus Berlin waren die,
und wollten bloß den Beiwagen erwerben. Gab es aber nicht! Die alte Lederkombi
versetzte ich jedoch für einen guten Preis an diese Beiden. So leicht ließ sich
damals die BK aber nicht verkaufen. Der von mir aufgerufene Preis war doch nicht
so gängig, wie für andere gebrauchte Bikes der Marke verlangt wurden. Aber
Herschenken kam nicht in Frage! Nach wie vor war das BK-Gespann unverbastelt im
allerbesten Zustand! Auch im Motorradmuseum im Schloss Augustusburg bot ich das
Fahrzeug an. Das lehnte man mit der Begründung ab, dass genug Objekte vorhanden
wären und ein Museumszustand des Motorrades nicht vorliegen würde. Ich klebte in
die Scheibe des Beiwagens einen Zettel mit meiner Offerte und wartete erst mal
ab. Gar nicht lange meldete sich dann ein Interessent, der sich als Direktor des
gerade genannten Museums vorstellte, ein ganz bekannter Mann, der auch heute
noch zahlreiche Publikationen über DKW und MZ schreibt. Und mit ihm wurde ich
dann einig: meine BK mit Wünsche- Beiwagen hatte mich verlassen! Er wollte es
einem Bekannten, ich glaube nach Zeulenroda (?), weitergeben. Bis zum heutigen
Tag interessiert mich, ob diese BK noch existiert.
Man sieht, das Gefühl gab recht, im Dezember desselben Jahres 1987 übersiedelte
ich mit meiner Familie, mein Sohn war inzwischen 6 Monate alt, hierher nach
Oberfranken. Im Gepäck das einzige Andenken an mein Gespann: die originale
Hexennase, das tropfenförmige Rücklicht.
Meine BK ging mir nie aus dem Sinn...
Als man sich im neuen Leben zurechtfand, wurde natürlich Ausschau nach einem
Oldie gehalten. Die angebotenen Fahrzeuge waren zwar sehr verlockend, hielten
aber dem immer wieder kehrenden Vergleich zu meiner ehemaligen BK nicht stand.
Die politische Wende in der DDR machte es nun plötzlich möglich, sich nach einer
BK umzusehen. Was lag näher, als in einer lokalen Zeitung des inzwischen wieder
Chemnitz zurückbenannten Landkreises, ein "Suche" - Inserat aufzugeben.
Und die Angebote waren 1990 nicht knapp! Ich möchte jetzt nicht näher darauf
eingehen, aber was zu welchen Preisen da so angeboten wurde... na gut...
Ich kaufte mir damals eine sehr gute MZ RT 125/2 aus erster Hand, und schob die
Anschaffung der BK erst einmal etwas hinaus. Viele Jahre hatte ich noch Kontakt
zum Verkäufer der RT, bis er leider verstarb.
Das Einspeichen der Räder erledigte damals ein kleiner (aber feiner),
Restaurationsbetrieb in Chemnitz, denn es führten familiäre Bindungen immer
wieder in die alte Heimat. So lernte ich einen in Fragen DKW, IFA und MZ
hochkompetenten Mann kennen, der in seinem Riesenfundus unter vielem anderen
auch einige BKs stehen hatte! Dieses große Angebot an Fahrzeugen war so
beruhigend, dass ich die Anschaffung noch ein wenig hinausschieben wollte.
Die RT wurde nun vier Jahre gefahren, und ich war mit dem kleinen Motorrad sehr
zufrieden. In meiner Nachbarschaft hier in Franken traf ich einen IFA RT
125/1-Besitzer, mit dem manche Treffen besucht wurden.
Wieder vergingen Jahre. Bis 1995 sollte es dauern, aber dann: der Kontakt nach
Chemnitz wurde neu geknüpft und ein Termin vereinbart. Jetzt sollte es endlich
soweit sein und eine BK wieder in meinen Stall kommen.
Ich machte also im Februar meinen Citroen 2 CV 6 Club für die Überführung des
Bikes startklar. Was alles nach dem Ausbau der Sitze in so ein Auto reingeht!
Ich kam guter Dinge in Chemnitz an. Aber was war das? Der Fundus hatte in den
Jahren dermaßen abgenommen, dass ich mich ärgerte, mit dem Erwerb so lange
gezögert zu haben. Aber das ist ja immer so! Trotzdem gelang es mir mit der
Hilfe des Verkäufers eine IFA-BK aus der reichhaltigen Teilesammlung zusammen zu
stellen. Der Motor hatte neue Kolben und die Zylinder waren ausgeschliffen und
alle Teile waren eine sehr gute Ausgangsbasis für die Restauration. Ich bekam
noch eine Ersatzteilliste und die Betriebsanleitung, eine Briefkopie und
IFA-Tankembleme waren ebenso im fairen Preis inbegriffen. Als alles in der Ente
verstaut war und ich auf der Autobahn unterwegs war, machte ich mir so meine
Gedanken. Es war doch ziemlich ernüchternd, die Teile hinter und neben mir
sollten mal eine BK werden? Sie sollten! Und zwar genau so, wie die erste BK mit
dem Wünsche- Seitenwagen musste das Motorrad wiedererstehen! Die Grundlage, ein
Rahmen von 1957, war ja schon da! Da war das Andere doch ein Klacks! Die lange
Geschichte der Restauration spare ich mir, zu berichten. Die Schwierigkeiten und
den Spaß daran kennt wohl jeder. Mir gelang es, die Maschine bis zum Juli
desselben Jahres auf die Räder zu stellen (nicht zu verwechseln mit fertig zu
restaurieren), und beim "Inschenör" vorzuführen. Die Plakette gab es beim ersten
Anlauf und auch die Beamten auf dem Landratsamt gaben wohlwollend die
Genehmigung zum Anbringen eines kleinen Schildes und erledigten die anderen
Formalitäten ohne zu murren.
Ja, seit diesem Tag sitze ich wieder im Sattel einer Zschopauer Lady und mache
im Jahr auf ca. 2500 Kilometern die fränkischen, thüringischen und auch
sächsischen Gegenden unsicher. Das Motorrad begleitet mich genauso treu und
zuverlässig über die Strassen, wie mein BK-Wünsche- Gespann in den 80er Jahren!
Ich möchte um nichts auf der Welt mit einem anderen Biker tauschen. Wirklich
nicht! Für mich gibt es jetzt wieder nur eins: die BK! Meine Söhne interessieren
sich derweil (der eine mehr, 16 Jahre alt, der andere noch etwas weniger, 4
Jahre alt) auch schon für alte Motorräder. Und meine liebe Frau hat immer noch
die selbe Geduld mit mir und meinem "Laster".
Inzwischen habe ich mir meine Maschine auch wirklich (fast) so hergerichtet, wie
mein geliebtes Gespann von damals. Nur der Wünsche fehlt und wenn es der liebe
Gott doch noch will, kommt der auch noch irgendwann ran!
Unerfüllte Träume sind ganz wichtig im Leben eines Menschen...
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