BK-Motor selbst überholt
Es gibt Motorräder, die genießen den Ruf einer sehr hohen Lebensdauer und einer
großen Robustheit. Dazu gehört auch die MZ-BK. Trotzdem bleibt es nicht aus, daß
nach einer bestimmten Laufzeit eine Überholung des Motors notwendig wird. Alle
die Arbeiten, die zum Wechseln der Kurbelwelle und der Hauptlager erforderlich
sind, sollen deshalb hier erläutert werden. Gleichzeitig werden alle
Spezialwerkzeuge beschrieben. Wer also über etwas handwerkliches Geschick
verfügt, der ist nach der Lektüre dieser Beschreibung durchaus in der Lage, den
Motor seiner BK auszubauen, zu überholen und wieder einzubauen.
Wir beginnen mit dem Ausbau des Motors. Die vier Schrauben der Hardyscheibe
werden bei der BK nicht gelöst, im Gegensatz zur Simson, wo es erforderlich ist.
Zuerst werden die Auspuffkrümmer gelöst und die Bowdenzüge der Vergaser und der
Kupplung ausgehängt. Nun kann der Vergasergehäusedeckel entfernt werden, und
auch der Deckel der Lichtmaschine wird abgeschraubt. Danach können wir die
Vergaser ausbauen, was gleichfalls auf keine Schwierigkeiten stößt, wenn man
vorher den Startschieber entfernt hat.
Letztlich werden wir noch die Leitungen von der Lichtmaschine abschrauben. Bevor
wir sie jedoch entfernen, legen wir um jedes zu lösende Ende einen kleinen
Streifen Heftpflaster und beschriften es. Das erleichtert die Montage. Da der
Regler auf der Lichtmaschine sitzt, haben wir nur drei Leitungen zu entfernen,
und zwar die von der Klemme 15(gleich beide Leitungen abnehmen); dann die Klemme
D+ vom Polgehäuse und die Klemme 51 vom Regler. Die einzelnen Zahlen sind mit
Schlagzahlen auf der Lichtmaschine kenntlich gemacht. Nachdem wir auch die
Leitung der Leerlaufkontrolle an der Lüsterklemme links am Getriebe gelöst
haben, können wir die beiden Motoraufhängebolzen entfernen. Der vordere liegt
über dem Lichtmaschinengehäuse, der hintere hält gleichzeitig die Fußrasten mit.
Jetzt heben wir den Motor vorn etwas an und schieben ihn soweit nach vorn, bis
das Nutenstück der Kardanwelle herausfällt. Nun kann der Motor, auch wenn es
etwas eng zugeht, nach hinten links aus dem Rahmen gehoben werden. Für Ungeübte
ist es ratsam den Lichtmaschinendeckel wieder zu montieren, um Beschädigungen an
der Lichtmaschine zu vermeiden. Der Einbau erfolgt später in umgekehrter
Reihenfolge.
Zum Abbau des Getriebes werden das Luftfilter, die beiden beiden Gummistopfen
aus dem Luftfilterdeckel und die vier Schrauben, die den Deckel halten, mit
einem guten Schraubenzieher entfernt. Danach kann der Deckel abgenommen werden.
Hat sich die Dichtung auf dem Getriebe mit abgehoben, wird das Getriebe mit
einem ganz sauberen Putzlappen abgedeckt, und jetzt können - soweit vorhanden -
die Schlitzschrauben des Luftberuhigers entfernt werden. Der Blecheinsatz wird
nach hinten herausgezogen. Bei der alten 15-PS Ausführung ist er noch nicht
vorhanden. Hat man mit einem Steckschlüssel 14mm die vier Muttern von den
Getriebehaltebolzen entfernt, kann das Getriebe vom Motor abgezogen werden.
Was wir jetzt noch auf der Werkbank benötigen ist lediglich der Motor. Die
Ankerbefestigungsschraube (Schlüsselweite 11 oder 14) und die
Befestigungsschrauben des Polgehäuses werden nun abgenommen. Der
Fliehkraftregler wird aus dem Anker herausgehebelt (Vorsicht, Anker nicht
beschädigen!), und das Polgehäuse kann nach lösen des Kabels l vom Unterbrecher
herausgenommen werden.
Eine Schraube M 10 * 60 mit durchgehenden Gewinde wird nun in das Gewinde des
Ankers geschraubt und der Anker von der Kurbelwelle abgezogen. Die komplette
Lichtmaschine wird sorgsam aufbewahrt. Jetzt kann der Motor umgedreht werden, so
daß die Kupplung oben liegt. Die Sicherungsbleche werden von den Schraubenköpfen
weggebogen, und die 6 bzw. 12 Schrauben (die alte Ausführung hat noch 12
Schrauben) werden entfernt. Zwei gegenüberliegende Schrauben werden zuletzt
gleichmäßig gelöst, um ein Verkanten der Kupplung zu vermeiden. Nachdem wir die
ganzen Kupplungsteile einschließlich Federn und Federbechern herausgenommen
haben, können wir das Lösen der Schwungscheibe vorbereiten. Dazu beschneiden wir
einen Streifen Blech 4 bis 5mm und bohren so, daß eine Haltevorrichtung
entsteht, die sich gegen das Gehäuse abstützt.
Jetzt nehmen wir einen 22er Steckschlüssel und lösen die Schraube
(Rechteckgewinde), die die Kupplung hält. Vorher hatten wir die Sicherungskappe
von dem Schraubenkopf weggebogen. Die Schraube sitzt sehr fest! Wer einen
soliden Zwei- oder Dreiarmabzieher hat, kann damit die Schwungscheibe abziehen.
Sonst muß ein Abzieher angefertigt werden.
Damit die Druckschraube des Abziehers nicht die Kurbelwelle beschädigt, drehen
wir die Schwungscheibenschraube nur um etwa zwei Umdrehungen heraus, lassen also
den Abzieher auf den Schraubenkopf wirken. Auch hier sind oft große Kräfte
notwendig, um die Schwungscheibe abzuziehen.
Erst jetzt nehmen wir die Zylinder
und Kolben ab und entfernen vom Kupplungsgehäuse her die sechs Muttern des
Motorgehäuses, nachdem die Sicherungsbleche und gleichfalls die je zwei
Schlitzschrauben, die sich am Gehäuse unter dem Zylinderfuß befinden, gelöst
worden sind. Die vordere Gehäusehälfte lässt sich nun abnehmen. Mit einem
Gummihammerschlag auf den hinteren Kurbelwellenzapfen wird die Kurbelwelle
herausgeholt, nachdem der Leichtmetalldeckel (vier Schrauben) entfernt wurde und
die Scheibenfeder aus der Nut des Zapfens herausgenommen wurde. Man kann auch
ein gut passendes Stück Rundmaterial in das Gewinde bis auf den Grund stecken
und mit einem normalen Hammer die Welle herausschlagen. Der kleine Blechdeckel
vorn wird abgeschraubt, das gesamte Gehäuse gründlich gereinigt und die
Dichtflächen mit Nitroverdünnung gewissenhaft gesäubert. Auf den Lagern liegen
vorn Distanzscheiben und hinten außerdem
noch eine Wellscheibe. Diese Scheiben werden gut getrennt gehalten und sicher
aufbewahrt. Die hintere Gehäusehälfte wird nun mit einer Lötlampe erwärmt, bis
das alte Lager nach hinten herausfällt. Mit der gleichen Wärme wird nun das neue
Lager von hinten her in das Gehäuse geschoben. Man muß aber gut aufpassen, daß
es nicht verkantet! Sitzt es sauber am Sprengring, kann der hintere
Simmerringdeckel mit einem neuen Simmerring und einer neuen Dichtung aufgesetzt
werden. Zuvor jedoch müssen die vorher entnommenen Distanzscheiben wieder
beigelegt und auch die Wellscheibe auf das Lager gelegt werden. Ist der
Lagerinnenring erwärmt (notfalls von innen her etwas nachwärmen), kann nun der
dicke Zapfen der Kurbelwelle mit etwas Rindertalg eingerieben und schnell und
gefühlvoll bis auf Anschlag in das Lager geschoben werden. Die beiden Pleuel
müssen die richtige Lage haben.
Beim Einsetzen der Kurbelwelle keinesfalls mit dem Hammer arbeiten! Aus dem
vorderen Rollenlager entfernen wir nun den Innenring und erwärmen ihn in heißem
Öl, bestreichen den Kurbelzapfen wieder mit Rindertalg und schieben den
Lagerinnenring mit der Bundseite zuerst auf den Zapfen bis zum Anschlag. Der
Rollenkäfig und der Außenring werden nun über den Innenring gelegt, die sauberen
Dichtflächen gleichmäßig, aber nicht zu dick mit Dichtungsmasse bestrichen, die
auf reichlich 100 °C erwärmte vordere Gehäusehälfte (ein Tropfen Wasser
verzischt augenblicklich bzw. rollt dampfend weg) wird aufgesetzt. Die Muttern
und Schrauben können kreuzweise und gleichmäßig fest angezogen werden, die
Sicherungsbleche der Muttern werden angebogen.
Jetzt messen wir mit dem Tiefenmaß der Schiebelehre genau den Abstand des
vorderen Lagers von der Anlegefläche des vorderen Simmerring-Deckels. Nehmen wir
an, das Maß beträgt 1,5mm. Wenn das Gehäuse noch sehr warm ist (notfalls
nachwärmen), geben wir mit einem Gummihammer auf den hinteren Kurbelzapfen
einige leichte Schläge, bis das vordere Lager um 0,7mm weiter nach vorn gekommen
ist, das Maß mit Tiefenmaß also 0,8mm beträgt. Von den vorderen Distanzscheiben
legen wir nun so viel übereinander, daß 0,8mm zusammenkommen, und legen nochmals
eine von 0,2mm dazu (da sich die Papierdichtung beim Anziehen auf etwa 0,2 bis
0,3mm zusammendrückt). Die Distanzscheiben werden mit etwas Fett auf das Lager
geklebt, die Dichtung aufgelegt. Nun kann der Blechdeckel mit dem neuen
Simmerring (Dichtlippen etwas einölen) festgeschraubt werden.
Wenn man jetzt die beiden Pleuel anfasst, lässt sich die Kurbelwelle spielend
leicht bewegen. Weiter geht es mit dem Einölen des hinteren Simmerrings, dem
Einsetzen der Scheibenfeder in die Nut des Kurbelzapfens und dem Aufsetzen der
Schwungscheibe auf den sauberen Zapfen. Unter die Sicherungsblechkappe und unter
den Schraubenkopf wird etwas Dichtungsmasse gegeben. Mit dem 22er Steckschlüssel
kann schließlich auch die Schwungscheibe wieder sehr fest angezogen und die
Sicherungsblechkappe angebogen werden.
Die Kupplungsfedern werden eingesetzt,
die Kupplungsdruckplatte und die Kupplungsscheibe eingelegt und der äußere Ring
aufgelegt. Nachdem die ersten zwei Schrauben leicht angeheftet worden sind, muß
die Reibscheibe sehr exakt auf Mitte ausgerichtet werden. Nun können alle
Schrauben angezogen und die Sicherungsbleche angebogen werden. Das kleine
Halteblech wurde natürlich vor der Montage der Kupplung schon entfernt.
Die Kolben können jetzt montiert werden, wobei zu beachten ist, daß der
eingeschlagene Pfeil auf dem Kolbenboden zum Auspuff zeigt. Die Sicherungsringe
müssen sorgfältig eingelegt werden, um ein Wandern des Kolbenbolzens zu
vermeiden. Schließlich werden die Zylinder innen eingeölt, montiert und
überprüft, ob sie auch sauber winklig laufen. Sonst müssen sie ausgewinkelt
werden, um ein gleichmäßiges Tragen zu erzielen. Der linke Zylinder bleibt dabei
noch ohne Zylinderkopf.
Nachdem wir die Lichtmaschine und den Zündspulenträger montiert, den
Fliehkraftregler aufgesteckt und festgeschraubt haben, wird die Zündung bei
geöffneten Fliehgewichten auf 3,2 bis 3,5mm eingestellt. Danach kann auch der
linke Zylinderkopf montiert werden.
Beide Vergaser werden nun zerlegt, gereinigt, mit neuen Düsennadeln und
Nadeldüsen versehen, die Leerlaufluftschrauben um etwa zwei Umdrehungen vom
inneren Anschlag her geöffnet und die Schieber gleichmäßig eingestellt, so daß
beide gleich weit, etwa l bis 1,5mm, geöffnet sind.
Der Lufttrichter wird in den Motor eingeschoben und gegebenenfalls
festgeschraubt. Aus dem Getriebe ziehen wir den Kupplungsdruckstift etwas
heraus, fädeln das Vierkant in die Kupplungsdruckplatte, schieben das ganze
Getriebe mit der Vielkeilwelle in die Kupplungsscheibe und ziehen das Getriebe
fest. Der Getriebegehäusedeckel wird montiert, der Luftfilter aufgesetzt, und
die Bohrungen werden mit den beiden Gummistopfen wieder verschlossen. Jetzt kann
der Motor eingehängt werden, wobei allerdings beachtet werden muß, daß beim
Zusammenstecken der Kardanwelle die Gabel des Kreuzgelenks und der Mitnehmer der
Hardyscheibe in einer Ebene liegen. Man muß dazu die Blechkappe des Kreuzgelenks
entfernen. Nun müssen die Kabel an die Lichtmaschine angeschlossen werden, was
bei ordentlicher Kennzeichnung nicht schwerfällt. Die Leerlaufkontrolle wird
angeschlossen, die Bowdenzüge können eingehängt und die Auspuffkrümmer
festgezogen werden.
Wer diese Arbeit das erste Mal durchführt, wird vielleicht mit einem ganzen
arbeitsfreien Sonnabend nicht ganz auskommen, das zweite Mal dauert es nicht
länger als etwa 6 Stunden. Viel Spaß beim Bauen!
Quelle: illustrierter Motorsport